Eine positive Haltung zu Interkulturalität, zu Zuwanderung und Völkerverständigung kommt nicht von ungefähr. Es braucht zunächst eine Menge Offenheit und Wissen über „die anderen“. Dies zu leisten, hat sich der an der Uni Erfurt ansässige Verein „Springboard to Learning“ auf die Fahnen geschrieben. Und sorgt seit 1999 dafür, dass Schulkinder in und um Erfurt einen besseren Zugang zu ihnen fremden Ländern, Sprachen und Kulturen bekommen. Mit Erfolg, wie rund 200 jährlich angefragte Unterrichtsstunden, Referenten aus 61 Ländern und nicht zuletzt auch der 2011 an die Akteure verliehene „Thüringer Integrationspreis“ zeigen.
„Wir werfen einen Stein ins Wasser und werden sehen, ob er Kreise zieht“ – mit dieser Idee hatten Elisabeth Geffers-Strübel und Karin Esch den „Springboard to Learning“ e.V. im Sommer 1999 gegründet. Konkret hieß das: ausländische Mitbürger – seien es Studierende, in Erfurt arbeitende Migranten oder Asylbewerber – an Erfurter Schulen zu schicken, die dort von ihrem Heimatland berichten, mit den Schülern kochen, musizieren oder tanzen. Ziel war und ist es bis heute, Kindern fremde Kulturen näherzubringen, ihre Neugier zu wecken und gleichzeitig ein Zeichen gegen Intoleranz und für interkulturelle Offenheit zu setzen. Interessierte Lehrer können darüber hinaus über den Verein Referenten finden und ansprechen oder sich bei der Planung von Projekttagen oder des Ethik-, Geografie- oder Sprachunterrichts beraten lassen.
„Wir möchten Menschen aus allen Ländern der Welt miteinander in Kontakt bringen und damit fremdenfeindlichen Gedanken vorbeugen, dabei helfen, Vorurteile abzubauen, eine Offenheit und Neugier ‚Fremden‘ gegenüber zu entwickeln. Eben das Fremde mit den eigenen und das Eigene mit fremden Augen sehen zu lernen“, sagt Dr. Ulrike Wollenhaupt-Schmidt, langjähriges Mitglied im Verein „Springboard to Learning“. „Unsere ‚Lehrer‘ sind Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, viele von ihnen Hochschullehrer, (Austausch-)Studierende oder Künstler. Das bringt die unterschiedlichsten Blickwinkel in das Projekt und macht es zugleich so spannend.“
Oberstes Unterrichtsprinzip ist das globale Lernen – also eines, das dem globalen Wandel und der wachsenden Pluralität weltweit Rechenschaft trägt. Schüler sollen dabei die Möglichkeit bekommen, ihren eigenen Standort und Standpunkt in Verbindung zur komplexen Welt zu sehen und Zusammenhänge sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungen zu erkennen. Sie sollen angeleitet werden, eigene Handlungsstrategien zu entwickeln, um so mit globalisierungsbedingten Veränderungen selbstbewusst und verantwortungsvoll umgehen zu können.
„Es ist die Hoffnung und nicht selten auch die Gewissheit, dass man etwas bewegen, etwas verändern, kann.“
Dr. Ulrike Wollenhaupt-Schmidt
„Die Erfahrungen aus 20 Jahren ‚Springboard‘ zeigen: Die Schüler freuen sich über diese Abwechslung in ihrem Schulalltag“, bilanziert Ulrike Wollenhaupt-Schmidt. „Bei ‚Springboard‘ gehen wir davon aus, dass man fremde Sprachen und Kulturen am besten aus ‚erster Hand‘ erfahren und kennenlernen sollte – eben so authentisch wie möglich. Deshalb stehen sogenannte ‚hands-on-materials‘ zum Sehen, Anfassen, Fühlen, Schmecken, Anziehen, Riechen oder Hören auch im Vordergrund des Unterrichts. „Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie sich auf diese Weise neue Blickwinkel für die Schüler eröffnen und wie das zunächst ‚Fremde‘ plötzlich eine wunderbare Kraft und Atmosphäre entfaltet.“
Ihr Engagement für den Verein und für die interkulturelle Verständigung hat Ulrike Wollenhaupt-Schmidt auch selbst verändert: „Ich habe viel gelernt in den vergangenen 20 Jahren – nicht nur über die Menschen im Einzelnen, sondern auch über unsere Welt als Ganze. Der Austausch hat mich unglaublich bereichert und mir immer wieder gezeigt, dass Verschiedenartigkeit nicht in erster Linie eine Herausforderung darstellt, sondern ein Zugewinn für unsere Gesellschaft ist. Wir profitieren von all diesen kulturellen Facetten und sehen plötzlich auch uns selbst einmal mit anderen Augen. Vom Zuwachs an Allgemeinbildung und an Empathie ganz abgesehen.“ Sich bei „Springboard to Learning“ zu engagieren, ist für Ulrike Wollenhaupt-Schmidt also nicht nur eine Gelegenheit, in die Gesellschaft hinein zu wirken. „Es ist mehr als das. Es ist die Hoffnung und nicht selten auch die Gewissheit, dass man etwas bewegen, etwas verändern, kann. Auch mit kleinen Schritten. Man muss sie nur gehen.“
Weitere Informationen / Kontakt:
Springboard to Learning e.V.
c/o Universität Erfurt
Nordhäuser Straße 63
Mitarbeitergebäude 2, Raum 312
99089 Erfurt
Tel.: 0361/737 16 20
Fax: 0361/737 16 24
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