„Eigentlich war die Idee zu meinem Projekt ein Zufall“, sagt Ibrahim Koita. Der heute 33-Jährige war in Ghana unterwegs, in der Gemeinde Kramokrom, als er eine Reihe von Schulkindern traf, die einen sehr weiten Weg zurücklegen mussten, um an sauberes Trinkwasser zu kommen und damit eine 600-Seelen-Gemeinde zu versorgen. Also begleitete er sie ein Stück ihres Weges und schnell wurde klar: Hier muss geholfen werden. Und so initiierte Ibrahim Koita – damals Student an der Willy Brandt School of Public Policy der Universität Erfurt, gemeinsam mit Amos Edem Agbenyo, dem Präsidenten des Rotaract Clubs von Adenta Central, das Projekt „Water is Life“. Es sollte den Bewohnern von Kramokrom sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellen, damit Krankheiten durch Verunreinigungen verhindern und ihnen zugleich die weiten Wege ersparen. Positiver Nebeneffekt: Die Kinder würden mehr Zeit haben, zur Schule zu gehen.

„Sauberes Trinkwasser ist in der westlichen Welt eine Selbstverständlichkeit – kaum jemand denkt darüber nach. Es kommt einfach aus der Leitung. In Kramokrom war das anders und das hat mich sehr nachdenklich, ja traurig, gemacht. Dagegen musste ich einfach etwas unternehmen“, sagt Ibrahim Koita, der in diesem Jahr seinen Master of Public Policy an der Brandt School gemacht hat. Und so dauerte es auch nicht lang, bis aus seiner Idee Wirklichkeit wurde. Auf seine Initiative hin wurden ein Bohrloch gegraben und ein Sammelbecken mit fünf Wasserhähnen installiert. „Das Hauptproblem, mit dem ich dabei konfrontiert war, war die Koordination des Projekts aus Deutschland, also von Erfurt, heraus. Glücklicherweise hatte ich mit dem Rotaract Club von Adenta Central einen erfahrenen Partner vor Ort an meiner Seite“, erklärt der 33-Jährige. Und die Finanzierung? Auch dabei gabs Unterstützung – denn mit seiner Projektidee hatte Ibrahim Koita die Jury des jährlich an der Willy Brandt School verliehenen „Commitment Award“ überzeugt und konnte so sein Preisgeld investieren.

„Das Lächeln auf den Gesichtern der Eltern und ihrer Kinder am Tag der Inbetriebnahme des Brunnens, das war unvergesslich.“

Ibrahim Koita

„Das Projekt war sehr erfolgreich – auch im Hinblick auf den erhofften Nebeneffekt“, erinnert sich Ibrahim, der sogleich mit der nächsten Herausforderung konfrontiert war: „Die Zahl der Schulkinder stieg sofort an. Und zwar stärker, als wir erwartet hatten. Im Grunde ist die Schule darauf gar nicht ausgelegt und ein einziger Lehrer auch zu wenig.“ Aber Ibrahim wäre nicht Ibrahim, wenn er nicht auch dafür schon an einer Lösung arbeiten würde: „Unser nächstes Projekt zielt darauf ab, die Bildung in der Gemeinde zu verbessern und die Probleme mit einem ganzheitlichen Ansatz anzugehen.“

Und was war sein bewegendster Moment im Rahmen des Projektes? Da muss der 33-Jährige nicht lange überlegen: „Das Lächeln auf den Gesichtern der Eltern und ihrer Kinder am Tag der Inbetriebnahme des Brunnens, das war unvergesslich. Sie alle hatten nie erlebt, dass so sauberes Wasser einfach in ihren eigenen Hinterhöfen fließt und waren so unglaublich dankbar für diese Arbeitserleichterung. Jedes Mal, wenn ich an das Projekt denke, stelle ich mir dieses Lächeln vor – schon dafür hat es sich gelohnt, sich zu engagieren. Aber vor allem bin ich glücklich darüber, dass wir mit dem Projekt etwas für die Gesundheit der Menschen, aber zugleich auch etwas für die Bildung der Kinder tun konnten.“ Und natürlich hat sein Engagement auch Ibrahims Leben ein kleines bisschen verändert: „Durch das Projekt habe ich gelernt, noch mehr zu schätzen, was ich habe. Und es hat mich ermutigt, auch in Zukunft nicht stillzustehen, wenn ich etwas für bedürftige Menschen tun kann.“

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