In aller Frühe, um 4.45 Uhr, ist für Norbert Stein die Nacht zu Ende. Dann macht sich der gelernte Tischler, der heute als Hausmeister an der Universität Erfurt tätig ist, auf zur Arbeit – allerdings niemals, ohne noch gemütlich ein Honigbrötchen gegessen zu haben. „Ohne das fängt mein Tag nicht an“, sagt er und gerät schnell ins Schwärmen. Seit zehn Jahren ist er nämlich auch Hobby-Imker mit Leib und Seele. Zum Glück für die Uni – denn seit es Norbert Stein hier gibt, gibt es hier auch Bienen. Im Schulgarten auf dem Campus, dort, wo die angehenden Grundschullehrer sich auf den späteren Schulgartenunterricht vorbereiten. Ein dreifacher Gewinn, könnte man sagen. Denn Stein macht die Arbeit nicht nur gern – „das ist für mich beinahe wie Meditation“, sagt er – auch die angehenden Schulgartenlehrer profitieren davon. Die Natur sowieso. Und nicht zuletzt ist der Honig, den die Kolleginnen in der Hochschulkommunikation „Campusgold“ getauft und in hübsche Gläschen verpackt haben, ein wunderbares Geschenk für Gäste und Kooperationspartner der Universität. Jede Woche guckt Norbert Stein nach „seinen Bienen“. Im weißen Schutzanzug steht er dann im Schulgarten an den Beuten, schaut, ob alles in Ordnung ist mit den beiden Völkern und ihren Königinnen. Schließlich ist hier alles „Natur“ – es wird nicht gespritzt und nicht gepanscht, alles kommt, wie es kommt. Denn beim „Campusgold“ zählt nicht die Masse, sondern nur die Tatsache, dass es die Bienen gibt, dass die Studierenden das Imkern lernen können und die zum Teil exotischen Bäume auf dem Campus bestäubt werden.

„Natur pur ist das und es lässt mich auch nach zehn Jahren immer wieder staunen.“

Norbert Stein

„Wir greifen nicht in die Natur ein, wir schützen sie“, sagt Norbert Stein, „und dennoch ist unsere ‚Ernte‘ vergleichsweise üppig.“ Zwei- bis dreimal im Jahr steht er dann mit Studierenden an der Schleuder – Rähmchen für Rähmchen wird das Bienenwachs von den Waben vorsichtig abgehoben, bevor sie in die verzinkte Trommel gehen. Per Handkurbel wird sie in Bewegung gesetzt und schleudert den Honig aus den Waben. „Der beste Moment ist, wenn man dann unten den Hahn aufdreht und der goldene Honig langsam in den Eimer läuft“, sagt Norbert Stein beinahe verzückt. „Natur pur ist das und es lässt mich auch nach zehn Jahren immer wieder staunen.“

Man merkt ihm die Freude förmlich an, wenn er erzählt – von der Kraft des Propolis, dem Bienenharz, das so vielseitig einsetzbar und wohl auch der Gesundheit förderlich ist, aber auch von den Bienen mit ihren kleinen „Pollenhöschen“ – ein Wort, das der ungekrönte „Bienenkönig“ in seiner Erzählung eigentlich nie auslässt. Nun ja, es ist aber auch wirklich ein schönes Wort.

Und auch, wenn die Bienen nur ein winziger Teil der Arbeit von Norbert Stein sind, so sind sie doch ein ganz wichtiger. Vor allem für die Natur. „Für die haben wir ja eine Verantwortung“, sagt Stein. „Und wenn ich dazu ein bisschen beitragen kann, dann mache ich das.“ Dass von seiner Arbeit nicht nur die Natur profitiert, sondern auch die Uni Erfurt, ist dann wohl das, was man eine klassische „Win-win-Situation“ nennt…