Am Sonntag scheint die Sonne, am Montag kommt Herr Mohn zu Besuch, am Dienstag hat Herr Taschenbier Dienst, Mittwoch ist Mitte der Woche, am Donnerstag donnert‘s, am Freitag ist frei und am Samstag? Kommt das Sams. Weiß doch jedes Kind. Und auch viele Erwachsene, die schon damals in den 80er-Jahren Paul Maars drolligen Kinderbuchhelden mit den Wunschpunkten im Gesicht für seinen Schabernack liebten. Eine von ihnen ist Dr. Monika Plath, Kinderbuchleserin von berufswegen. Neben ihren Forschungs- und Lehraufgaben im Bereich Kinderliteratur/Literarisches Lernen leitet die studierte Erziehungswissenschaftlerin seit zehn Jahren das Team der Erfurter Kinderuniversität „Rund um das Buch“ – einer ganz besonderen Veranstaltungsreihe, die das Fachgebiet Grundschulpädagogik der Universität Erfurt jährlich für Grundschüler und Schüler der Klassenstufen 5 und 6 veranstaltet. Das Sams hat es ihr besonders angetan. Und so ist es sicher auch kein Zufall, dass Paul Maar, der Erfinder von Herrn Taschenbier, Frau Rotkohl und dem Sams, auch schon mehrfach zu Gast in Erfurt war. Und er ist nicht der einzige prominente Besuch auf dem Campus gewesen – Mirjam Pressler, Kirsten Boie, Claudia Ott und auch Klaus Ensikat, allesamt namhafte und vielfach ausgezeichneten Autoren bzw. Illustratoren waren schon da, hielten selbst Vorlesungen vor Kindern oder eröffneten die Kinderuni im Festsaal des Erfurter Rathauses. Im März 2019 war es Jutta Bauer, die Erfinderin von „Selma“ und der „Königin der Farben“, die die Veranstaltung feierlich eröffnete.

„Ich habe so viel Freude an meiner Arbeit. Und zu sehen, wie unser Tun Früchte trägt – bei den Kindern, aber auch unseren Studierenden, die an der Kinderuni mitwirken, – das ist einfach wunderbar.“

Monika Plath

Dass die Reihe jedes Jahr so viele Thüringer Schulklassen an die Uni Erfurt lockt und so auch Kinder, die in der Familie kaum Leseanregungen bekommen, erreicht, ist nicht zuletzt Verdienst von Monika Plath. „Und meinem Team und unseren engagierten Studierenden, natürlich“, ergänzt sie schnell, „denn allein wäre solch ein Projekt gar nicht zu stemmen.“ 14 Jahre gibt es die Kinderuni inzwischen – seinerzeit initiiert und geleitet von Prof. Dr. Karin Richter, die inzwischen im Ruhestand ist, die Veranstaltungen aber bis heute inhaltlich und fachlich bereichert und unterstützt. Dass sie damals auf Monika Plath traf – eine glückliche Fügung. „Ich bin studierte Grundschullehrerin, aber als ich nach meinem Studium Karin Richter begegnete, war ich bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich „Allgemeine Erziehungswissenschaft und Empirische Bildungsforschung“ der Universität Erfurt tätig“, erinnert sich Monika Plath. Ein von der DFG gefördertes Projekt zur Entwicklung von Lesemotivation bei Grundschülern sollte die beiden Frauen dann aber doch zusammen- und Monika Plath später -wieder zurück in den Grundschulbereich führen. „Bereut habe ich das nie, ich habe so viel Freude an meiner Arbeit. Und zu sehen, wie unser Tun Früchte trägt – bei den Kindern, aber auch unseren Studierenden, die an der Kinderuni mitwirken, – das ist einfach wunderbar.“

Denn anders als bei herkömmlichen Kinderunis gibt es in Erfurt eine Besonderheit: Eine Woche lang kommen die Schülerinnen und Schüler auf den Campus und lauschen dort nicht nur Vorlesungen, sondern erarbeiten sich in den anschließend von Studierenden gehaltenen Seminaren zusätzliches Wissen über das, was sie zuvor im Vortrag gehört haben. „Es ist gar nicht so leicht, Grundschüler so lange ‚am Ball‘ zu halten“, sagt Monika Plath. „Die Aufmerksamkeitsspanne ist in diesem Alter recht kurz, da muss man sich schon viel Mühe geben und immer wieder sehr kreativ sein.“ Damit das gelingt, bereitet das Kinderuni-Team – Monika Plath, Leonore Jahn, Sophie Moderegger und Karin Richter – die Studierenden in Seminaren intensiv darauf vor. „In der Regel ist die Kinderuni für die Bachelor-Studierenden die erste Gelegenheit, das im Studium Gelernte, in der Praxis anzuwenden. Das ist schon spannend und unterscheidet die Ausbildung in dieser frühen Phase deutlich von den Angeboten anderer Hochschulen. Eine klassische ‚Win-win-Situation‘“, konstatiert die Erziehungswissenschaftlerin.

Und wenn gerade keine Kinderuni ansteht? „Dann machen wir das, – und ebenso gern – womit wir unser Geld eigentlich verdienen: Seminare planen und durchführen, Master-Arbeiten betreuen und bewerten, forschen, publizieren u.v.m. Und im Mai beginnt dann schon wieder die Vorbereitung für die nächste Kinderuni“, sagt Monika Plath. Heißt: Räume buchen, Autoren engagieren, auf Buchmessen nach neuesten Trends und Büchern schauen, die Finanzierung absichern, Werbe- und Informationsmedien erstellen, die Anmeldung organisieren und vor allem, die neuen Studierenden auf ihren Einsatz vorbereiten. Bleibt denn da eigentlich noch Zeit, Bücher für Erwachsene zu lesen? „Ja, sicher“, sagt die 61-Jährige augenzwinkernd, „ohne Krimi gehe ich nicht ins Bett“, und betont zugleich, dass gute Kinderbücher auch für Erwachsene unterhaltsam und anregend sein können. „Beim genaueren Hinsehen entdecke ich darin oft so viel Weisheit.“

2020 wird Monika Plath die Leitung der Kinderuni „Rund um das Buch“ in jüngere Hände geben. „Auch, wenn das Konzept sehr erfolgreich läuft, ist es Zeit für neue, frische Ideen“, sagt sie. „Ich werde das Team natürlich weiter unterstützen und mit dem Herzen bin ich sowieso immer dabei.“ Und wenn heute das Sams an ihre Tür klopfen würde – noch genau einen Wunschpunkt im Gesicht? „Dann würde ich mir wünschen, dass die Erfurter Kinderuniversität „Rund um das Buch“ mit ihren tollen literarischen Projekten auch weiterhin viele Kinder zum Lesen und zur Literatur führt und dass das große persönliche Engagement von Dozentinnen, Studierenden und den vielen freiwilligen Helfern in und außerhalb der Universität eine entsprechende Wertschätzung erfährt. Für uns ist es schön, zu sehen, dass ehemalige Studierende heute als Lehrer mit ihren Klassen wieder zu uns kommen, um bei der Kinderuni dabei zu sein. Daran merken wir, dass wir offenbar vieles richtiggemacht haben. Aber auch künftig werden wir auf die Unterstützung vieler angewiesen sein. Bei potenziellen Förderern und Entscheidern dafür ein Bewusstsein zu schaffen, dafür wäre der Wunschpunkt sicher gut investiert.“